Mit der Einführung neuer Mobilfunkstandards hat das 2G-Netz schrittweise an Bedeutung verloren. Verschiedene Netzbetreiber planen den 26 Jahre alte 2G-Standard deshalb per Ende 2020 abzuschalten und durch neuere Technologien wie 5G zu ersetzen. Eine Übersicht.
Das Mobilfunksystem der zweiten Generation (2G) war der erste Mobilfunkstandard, mit dem Roaming, mobiler Datenverkehr und digitale Sprachübertragung möglich wurden. In der Schweiz wurde das erste digitale Mobilfunknetz 1993 von der damaligen Telecom PTT (heute Swisscom) unter der Markenbezeichnung NATEL® D in den regulären Betrieb überführt. Zwei Jahre später folgte der kommerzielle Start der SMS.
Durch die Einführung neuer Mobilfunkstandards hat das mittlerweile 26 Jahre alte 2G-Netz in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung verloren. Konnten mit dem 2G-Standard Datenübertragungsraten von maximal 0.02 Mbit/s erreicht werden, ermöglicht 5G Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Mbit/s. Dank der hohen Übertragungsgeschwindigkeit und der tiefen Latenzzeit ermöglicht 5G neue Anwendungen, wie das Internet der Dinge (IoT), mobiles Cloud Computing und Industrial 5G. Welche Vorteile 5G sonst noch mit sich bringt, lesen Sie in diesem Artikel: «5G in der Schweiz: 9 Fragen und Antworten».
- Nur gerade 0.1% des mobilen Datenverkehrs wird noch mit 2G übertragen.
- Die 25 Jahre alte 2G-Technologie belegt Netzkapazitäten, welche für den 4G- und 5G-Ausbau genutzt werden können. Hierfür wollen die Provider die freiwerdenden Frequenzen von 2G und 3G nutzen.
- Mit der Abschaltung der 2G-Netze wird auf die neuen Grenzwerte beim Schutz vor nichtionisierenden Strahlen (NISV) eingegangen.
- Steigende Unterhaltskosten bei gleichzeitigem Rückgang der Nutzung.
Die Abschaltung von 2G wird weltweit von mehreren Providern forciert. Grund dafür ist der Ausbau, beziehungsweise der Wechsel auf die Nachfolgetechnologien 4G und 5G. In mehreren asiatischen Ländern wurde der 2G-Betrieb deshalb bereits eingestellt. Selbiges gilt für die USA, wo die Netzfunkbetreiber A&T und Bell 2G nicht mehr unterstützen.
Ende 2020 können 2G-Geräte im Swisscom Netz nicht mehr verwendet werden.
Swisscom AG
Auch Europa bereiten sich die Provider auf ein Ende von 2G vor. Swisscom plant ihr 2G-Netz bis 2020 abzuschalten. Sunrise visierte ebenfalls eine Abschaltung per 2020 an, gab inzwischen aber bekannt, den 2G-Standard noch bis 2024 zu unterstützen. Von Salt liegen derzeit keine Pläne vor. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass der dritte Schweizer Mobilfunkanbieter sein 2G-Netz spätestens 2025 abschalten wird. In Deutschland bereiten sich die Deutsche Telekom, Vodafone und O2 ebenfalls auf ein Ende von 2G vor.
2G-Abschalttermine nach Land
In dieser Liste sehen Sie, welche Provider ihr 2G-Netz zu welchem Datum hin abschalten werden.
Provider | Land | Kontinent | Geplante Abschaltung |
Antigua Public Utilities Authority | Antigua und Barbuda | Südamerika | 2G-Netz abgeschaltet |
Optus | Australien | Ozeanien | 2G-Netz abgeschaltet |
Telstra | Australien | Ozeanien | 2G-Netz abgeschaltet |
Vodafone | Australien | Ozeanien | 2G-Netz abgeschaltet |
Grameenphone | Bangladesch | Asien | 2025 |
CTM, Hutchison, SmarTone | China | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
Hutchison | China | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
SmarTone | China | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
CNT EP | Ecuador | Südamerika | 2G-Netz abgeschaltet |
NTT Docomo | Guam | Ozeanien | 2G-Netz abgeschaltet |
Airtel | Indien | Asien | 2019 |
Reliance JIO | Indien | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
KDDI | Japan | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
NTT DOCOMO | Japan | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
Softbank | Japan | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
SaskTel | Kanada | Nordamerika | 2G-Netz abgeschaltet |
Telus | Kanada | Nordamerika | 2G-Netz abgeschaltet |
Bell MTS | Kanada | Nordamerika | 2G-Netz abgeschaltet |
Digi | Malaysia | Asien | 2020 |
Telenor Myanmar | Myanmar | Asien | 2022 |
2degrees | Neuseeland | Ozeanien | 2G-Netz abgeschaltet |
Spark | Neuseeland | Ozeanien | 2G-Netz abgeschaltet |
T-Mobile | Niederlande | Europa | 31.12.2020 |
Telenor | Norwegen | Europa | 31.12.2025 |
Telia | Norwegen | Europa | 31.12.2021 |
Telenor | Pakistan | Asien | 2023 |
Tele2, Telia | Schweden | Europa | 2025 |
Telenor | Schweden | Europa | 2020 |
Salt | Schweiz | Europa | Unbekannt |
Sunrise | Schweiz | Europa | 31.12.2021 |
Swisscom | Schweiz | Europa | 31.12.2020 |
M1 | Singapur | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
SingTel, M1, StarHub | Singapur | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
StarHub | Singapur | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
KT, LG Uplus, SK Telecom | Südkorea | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
APTG | Taiwan | Asien | 2020 |
Chungwa, FET, Taiwan Mobile | Taiwan | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
FET | Taiwan | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
Taiwan Mobile | Taiwan | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
AIS | Thailand | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
CAT Telecom | Thailand | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
DTAC | Thailand | Asien | 2G-Netz abgeschaltet |
Bmobile | Trinidad und Tobago | Südamerika | 2G-Netz abgeschaltet |
AT&T | USA | Nordamerika | 2G-Netz abgeschaltet |
T-Mobile | USA | Nordamerika | 2020 |
Verizon Wireless | USA | Nordamerika | 31.12.2021 |
Geräte, die nur über den 2G-Mobilfunkstandard kommunizieren, können nach der Netzabschaltung nicht mehr verwendet werden. Davon sind insbesondere ältere Mobiltelefone betroffen. Besonders problematisch ist der 2G-Ausstieg aber für Industrieanwendungen, denn viele Sensoren, Steuerungs- und Überwachungsmodule kommunizieren ebenfalls über das Mobilfunknetz. Solche M2M-(Machine-to-Machine)-Anwendungen kommen unter anderen bei Verkehrsampeln, Alarm- und Überwachungsanlagen aber auch in Aufzügen zum Einsatz. Die Einsatzmöglichkeiten solcher M2M-Anwendungen sind dank dem Internet der Dinge (IoT) praktisch unbeschränkt.
Gerade ältere M2M-Anwendungen können von der 2G-Ablösung (Ende 2020) oder der Umnutzung der 2100 MHz Frequenz im 3G-Netz (Oktober 2019) betroffen sein. Sie nutzen das 2G-Netz, um Steuerbefehle, Betriebszustände und andere wichtige Ereignisse per SMS oder Datenverbindung zu melden. Diese Anwendungen werden mit der 2G-Abschaltung nicht mehr oder nur eingeschränkt funktionieren. Langfristig bleibt deshalb nur der Sprung nach vorne: Anwender und Entwickler von IoT- und M2M-Lösungen müssen in Zukunft auf 4G setzen – mit Blick auf 5G, das bereits am Horizont erscheint.
Es gibt Hinweise, dass Sunrise neben dem Ausbau des 5G-Netzes auch eine softwarebasierte Lösung als Nachfolger des veralteten 2G-Standards anbieten wird. Sunrise formuliert das so: «Für gewisse B2B-Kunden, die ihre M2M-Dienste auf 2G betreiben, haben wir zusammen mit unserem Technologiepartner Huawei eine Softwarelösung entwickelt, die es erlaubt, 2G weiter zu betreiben. Je nach Anforderung der betreffenden B2B-Kunden (Größe der Unternehmung, Region, M2M-Lösung, zusätzliche Installationen nötig, etc.) ist diese Lösung als kostenpflichtige Dienstleistung verfügbar. Diese Software wird schrittweise auf dem Sunrise-Netz in der ganzen Schweiz ausgerollt. Dank dieser Software kann Sunrise 2G weiterführen (auch für Privatkunden) und die freiwerdenden Bandbreiten können für 4G genutzt werden.» Von Swisscom sind keine diesbezüglichen Pläne bekannt. Es ist davon auszugehen, dass der grösste Schweizer Telefonieanbieter 2G-Kunden mit der Migration auf neuere Mobilfunkstandards einen hard swich bevorzugt. Im M2M-Faktenblatt «Übermittlung mit 2G (GPRS/EDGE) oder SMS» schreibt die Swisscom: «Der SMS Dienst wird mit 3G/4G Modulen auf den entsprechenden Frequenzen über das Jahr 2020 hinaus angeboten. Wenn das verwendete Modul jedoch nur 2G unterstützt, wird sich dieses Modul nicht mehr im Mobilfunknetz einwählen können und entsprechend nicht mehr funktionieren.»
Wird eCall den 2G-Standard weiterhin unterstützen?
Mit der Abschaltung der 2G-Netzes wird eCall ebenfalls nur noch über die neuen Mobilfunkstandards kommunizieren. Benötigen Sie Hilfe bei der Umstellung Ihrer IoT- oder M2M-Infrastruktur? Dann lassen Sie sich von unseren Fachexperten unter +41 44 787 30 70 beraten.
Dank Direktanbindung an die grossen Mobilfunkanbieter wird eCall künftig ebenfalls das 5G-Netz nutzen. Mit einem eCall-Konto können Sie SMS-, Fax-, Threema und Voice-Nachrichten senden und empfangen – über unser Webportal, via E-Mail oder direkt über mehr als 6 API-Schnittstellen.
Thomas
Thomas war Product Owner bei eCall. Er war für den Betrieb und die Weiterentwicklung der Plattform verantwortlich und schreibt in diesem Blog über News und Updates aus der Business Messaging Welt.
Titelbild: Ältere Mobiltelefone werden infolge der geplanten 2G-Netzabschaltung möglicherweise unbenutzbar. (Bild: Unsplash)